"Im Umfeld der Kölner Tantramassage-Praxis Ananda, der größten Deutschlands, und der Kulturinitiative "der Dritte Ort" hat sich in den letzten Jahren ein Ansatz zur Deutung der Tantramassage gebildet. Tantramassage wird dabei als Kunst (nicht nur als Kunstfertigkeit) und zugleich als Ritual verstanden: Einerseits erschafft die Tantramasseurin gemeinsam mit dem sich Hingebenden ein flüchtiges Kunstwerk aus Berührung, Haut, Lust, Entspannung, Zartheit, Kraft und Atmung. Andererseits geschieht dies als Ritual in einem unpersönlichen Raum, in dem sich die Menschen als "Stellvertreter der Götter" begegnen. Sie tragen gleichsam unsichtbare Masken von überpersönlichen Kräften - ähnlich wie in den okkulten Ritualen des indischen Frühmittelalters. (...)
(...) Gebender und Hingebender konzentrieren sich in verteilten Rollen auf ein Drittes. Der Vorgang ist vergleichbar dem gemeinsamen Musizieren und ähnlich flüchtig wie ein Flötenspiel, das - wenn es verklungen ist - im besten Fall nichts als Bezauberung und tiefe Berührung zurücklässt.(...)
(...) Hingabe und Genuss ist etwas anderes als Konsum, denn hier wird nicht "verbraucht", sondern erschaffen. Die versachlichende Wirkung des Geldes kann bei der Tantramassage sogar nützlich sein: Sie fördert die Unpersönlichkeit der Begegnung. (...)