Es ist plötzlich der erste Frühlingstag. In meinem Kopf spielt "Summertime! I want to put my light things on." Auf der Straße sind wir alle irgendwie noch falsch gekleidet und versuchen, unsere Wintersachen abzulegen und irgendwo zu verstauen. Auch bei Ananda ist die Heizung sehr warm. Ich hatte um eine Massage bei Eva gebeten, weil ich meinte, dass aus ihrem Profil irgendwie eine besondere Intensität sprach - man bildet sich ja allerlei auf seine Intuition ein.

Ich bin nun etwas verwirrt. Mich begrüßt eine Frau, die etwas von einer zarten Studentin hat, mit einer leicht verhaltenen Stimme spricht und bestimmt manche Sachen über einen sehr klugen Kopf macht. Man möchte gleich ein Gespräch mit ihr beginnen, um Sätze aus diesem klugen Kopf zu hören. Aber kann man auch eine sinnliche Alarmstufe Rot erleben? Aber ich bin noch nie bei Ananda enttäuscht worden, und bin froher Dinge, dass es diesmal nicht anders sein wird.

Meine Zweifel beginnen sich zu verflüchtigen als sie im Anfangsritual meine Hände ergreift. Diese Hände sind weder besonders weich noch hart, sondern das Wort, das aus ihren Händen über meine Arme direkt in meinen Kopf steigt ist: Präsenz!!! Später merke ich, dass sie außergewöhnlich zart sind und jede Zelle in ihnen voller Leben ist. Und darum geht es schliesslich bei einer Tantramassage, jede Zelle mit Leben erfüllen.

Sie atmet sehr kräftig. Ich habe anfangs Schwierigkeiten, ihren Rhythmus zu finden, aber als ich synchron bin, ist es perfekt. Dieser besondere und angenehme, leicht hypnotisierende Klang ihrer Atmung wird während der Massage zu meinem Freund. Als das Baderitual beginnt, weiss ich endgültig, dass das heute nichts mit dem ersten Eindruck war, rein gar nichts! Alarmstufe Rot geht - und alle anderen Farben gleich mit! Ich sollte doch bei der Intuition bleiben. Sie steigt nicht zu mir in die Wanne, sondern setzt sich lediglich an mein Kopfende, aber trotzdem knistert der Moment vor Sinnlichkeit. Ich habe vor vielen Jahren bei den Sufis gelernt, wie wichtig die geometrische Figur sein kann, die Mann und Frau mit ihrem Körper zusammen bilden können. Damals hat sich eine Frau wie ein Klappmesser als weit geöffnetes V an mein Kopfende gelegt während ich gerade auf meinem Rücken lag. Wir haben uns nicht berührt, aber die Wirkung war so konkret, dass ich sie bis heute nicht vergessen habe, und diese Erinnerung kommt in mir hoch als Eva sich an meinen Kopf setzt und ihr kleines Wunder zelebriert. Die Massage selber ist eine wunderbare Mischung aus direkt und delikat. In mir steigen Bilder und Farben aus China hoch. Ich sehe Drachenköpfe, chinesische Skulpturen und Rottöne, wie sie in der chinesischen Kunst verwendet werden. Sie vermischen sich mit dem immer wiederkehrenden Streichen dieser zarten Hände. Das Gleiten über die Innenseite meiner Finger, das Gleiten an meinen Ohren und meinen Wangen - ich schaudere vor Wonne. Sie ist eigentlich körperlich relativ weit weg und auch sonst eher verhalten, denke ich irgendwann, aber trotzdem diese besondere Intensität, die ich zum ersten Mal aus ihrem Profil spürte. Ihr Geheimnis ist, dass sie eigentlich kaum zu berühren braucht, sie hat ja ihre Präsenz und ihre Hände. Ihre Massage am Kopfende regt mich an und ich zucke manchmal vor Vergnügen und am Fussende ist es das Gegenteil. Als sie meine Fussballen massiert, gleite ich in einen Sekundenschlaf ab, aus dem ich butterweich zurückkomme. Danach bin ich bereit wie selten für orgastische Vergnügen. Als sie ihre Lingammassge begonnen hatte, singt die Sängerin im Hintergrund "This is my day!". Genau, liebe Sängerin, genauso sehe ich das auch! Ich habe noch leichte Nachwirkungen einer Erkältung und meine Erektion kommt heute nicht so schnell wie sonst. Auch das ist sehr schön, weil alles so langsam, bewusst und irgendwie spannend anders geht. "I never liked it fast, I always liked it slow, you wanna get there fast, I wanna get there last" heisst es im genialen Song "Slow". Sie fragt mich nach der Massage wie ich mich fühle. Ich sage, irgendwie wie vom Donner getroffen, und es ist tatsächlich so, dass der Orgasmus, den sie am Ende langsam herbeizelebriert, wie ein Gewitter war und eine grosse Reinheit hinterlässt.

Das Danach trägt alle Zeichen einer guten Tantramassage. Ich habe auf der Strasse wieder eine fast magische Begegnung, der Sonnenuntergang ist spektakulär, jede gute Musik schmeckt toll, alle Organe in meinem Körper arbeiten wie ein Uhrwerk. Meine Gedanken und Gefühle sind von allem Überflüssigen gereinigt. Lang lebe der Frühling, lang lebe Eva mit ihren delikaten Händen!

Chris