Ich kenne Marc (42) aus einem Umfeld, in dem wir im privaten Rahmen das lustvolle Zusammenspiel von BDSM und Tantra-Massage erforschen, wobei ich ihn als sehr kompetent, offen, schambefreit, kreativ und humorvoll erlebt habe.

Dann habe ich erfahren, dass er nicht nur privat derart unterwegs ist, sondern auch im professionellen Rahmen. In der Kölner Massage-Praxis „ANANDA - Tantra-Massage und Sexualcoaching" kann man ihn u.a. für sogenannte Liberty-Massagen buchen, in der die Bereiche Tantra-Massage und BDSM miteinander verbunden werden. Das hat meine Neugier auf ihn noch mal verstärkt und so habe ich ihn für diesen Schlagzeilen-Schwerpunkt ein wenig ausgefragt.

Dann habe ich erfahren, dass er nicht nur privat derart unterwegs ist, sondern auch im professionellen Rahmen. In der Kölner Massage-Praxis „ANANDA - Tantra-Massage und Sexualcoaching" kann man ihn u.a. für sogenannte Liberty-Massagen buchen, in der die Bereiche Tantra-Massage und BDSM miteinander verbunden werden. Das hat meine Neugier auf ihn noch mal verstärkt und so habe ich ihn für diesen Schlagzeilen-Schwerpunkt ein wenig ausgefragt.

Marc Tantra Massage Koeln Ananda h 2

Mehr über Marc und seine Angebote bei ANANDA in seinem Profil

Was ist es, was du an Tantra-Massagen ganz besonders magst?

Es ist zum einen die Körperlichkeit, wobei wir mit sinnlichen, achtsamen, absichtslosen Berührungen vor allem die sexuelle Energie wecken und zum Fließen bringen. Zum anderen ist es die persönliche Entwicklung, die ich in Seminaren, durch die Begegnung mit ganz unterschiedlichen Menschen und natürlich durch die Massage selbst erlebe. Man geht in eine echte Verbindung mit dem Gegenüber, der sich wirklich gesehen fühlt.

Schließlich gleite ich mit Öl über den gesamten Körper, wobei kein Zentimeter Haut unberührt bleibt. Das macht die Tantra-Massage so ganzheitlich und umhüllend. Dabei gibt es für den Empfänger nichts zu tun; nur Atmen und den Berührungen nachspüren. Es darf Lust aufkommen, muss aber nicht. Auch aufkommende Emotionen sind willkommen. In der Massage geht es ausschließlich um das Erleben der empfangenden Person, der Masseur begleitet den Menschen in einer absichtslosen Haltung.

Jeglicher Performancedruck darf draußen bleiben. Das hat auch meine Sexualität sehr entspannt und auf ein neues Level gehoben.

Mit der Tantra-Massage kann ich meine Leidenschaft für das Thema Sexualität sowie meine Neugier bzgl. Energiefluss im Körper, Bewusstseinszustände, Körper-mechanik etc. wunderbar kombinieren. Tantra-Massagen zu geben, erlebe ich mitunter sogar als eine Art Bewegungsmeditation, ganz präsent im Hier und Jetzt, es ist somit ein wunderbarer Ausgleich zu meinem Alltag.

Worin besteht deine Freude beim sexuellen Spiel mit Macht und Unterwerfung?

Ich mag vermeintliche Gegensätze und Asymmetrien sehr gerne. Der eine unterwirft sich, geht in die Hingabe; der andere dominiert und bietet den Raum. Das erlebe ich wie einen Tanz und es entspricht total dem energetischen Prinzip von Yin und Yang.

Als Aktiver bin ich ein Reaktionsfetischist. Es muss gar nicht viel Impact sein, aber zu sehen, wie der Körper zuckt, wie der Atem sich verändert, was auf der Gefühlsebene passiert. Darauf reagiere ich wiederum und gebe vielleicht einen neuen Input oder lasse es auch mal so stehen und gebe Zeit zum Reinspüren. Auch das Spiel mit der Ungewissheit, mit Erwartungen, mit Vorlieben ist sehr aufregend. BDSM ist für mich einfach eine riesige Spielwiese für Erwachsene.

Wie kann BDSM eine Tantrische Begegnung bereichern?

Bei der Tantra-Massage arbeiten wir u.a. mit Erregungswellen und spielen mit den Elementen. Wir bauen die Energie auf und kanalisieren sie oder streichen die Energie in den Körper aus. Wir fließen wie „Wasser" über den Körper. Wir haben erdende Berührung, bei denen wir z.B. sanften Druck auf bestimmte Körperstellen geben.

Wir hauchen unseren Atem über den Körper („Luft") und machen dynamische Bewegungen oder setzen die Fingernägel ein, was dem Element „Feuer" entspricht.

Beim BDSM ist es nun so, dass wir hier sehr viele Feuer-Elemente haben, z.B. verschiedene Schmerzimpulse, wie Wachs, Spanking etc. Das macht die fließende, sinnliche Massage leidenschaftlicher und die Wellen in der Massage können höherschlagen. Somit kann ich mich einer größeren Amplitude bedienen, die die empfangende Person empfindet. Ich kann die Energie ruhiger und tiefer werden lassen, indem ich langsame Bewegungen einbaue oder meinen Körper spürbar mache und gemeinsam mit der Person atme: Dann wird es ruhiger und tiefer. Anschließend gibt es vielleicht wieder einen Klaps auf den Po. Dieses Spiel fasziniert mich sehr.

Die Parallele zwischen BDSM und Tantra-Massage liegt meiner Meinung nach u.a. in dem geschützten Raum, in den man gemeinsam eintaucht. Beides braucht zudem eine vertrauensvolle Atmosphäre, um sich wirklich abgeben zu können. Außerdem kann man in BDSM Sessions den sogenannten Sub-Space erleben und in der Massage einen tranceähnlichen, meditativen Zustand. Das verbindet sich ganz großartig.

Wie kann Tantra-Massage BDSM bereichern?

Die Tantra-Massage hat meine BDSM-Sessions bereichert, weil ich heute sehr viel bewusster eine Verbindung zum Gegenüber aufbaue und präsenter bin. Heute weiß ich besser, wie ich jemanden berühren kann und welchen Rahmen es braucht, um eine wirkliche Verbindung aufzubauen, die ich brauche, um möglichst tief in eine Session einzutauchen. Meine Intuition wird durch die Tantra-Massage weiterentwickelt; eine Fähigkeit, die mir in Sessions hilft, mich auf mein Gegenüber einzuschwingen.

Umgekehrt möchte ich inzwischen in der submissiven Rolle keine rein technischen Sessions mehr erleben. Ich kann sie erleben, aber ich kann sie nicht in der Tiefe genießen. Es braucht eben diese Verbindung zwischen den Akteuren. Eine reine Materialschlacht bringt es nicht.

Welche Kompetenzen sind hilfreich, um Tantra-Massage und BDSM lustvoll und verantwortungsbewusst zu verbinden?

Gesunder Menschenverstand, Achtsamkeit, Empathie und ansonsten vor allem unbändigen Spieltrieb sowie Neugier, Darüber hinaus sollte man sich immer wieder mit erfahrenden Menschen aus der Szene austauschen und sich in Workshops entsprechende Kompetenzen aneignen, um letztlich auch technisch möglichst sicher zu sein. Auch darf Humor natürlich nicht fehlen, falls mal ein Öltropfen ins Ohr fällt oder die Klammer an der Brustwarze einfach nicht halten will.

Um Tantra-Massage mit BDSM zu verbinden, hilft es immer wieder, zu experimentieren und sich mit offenem Blick u.a. auf Playpartys neue Ideen zu holen. Auf welche Weise kann ich Fessel-Elemente noch einbauen? Wo und wie kann ich Elektrospielzeug einsetzen? Welche Toys funktionieren noch in der Tantra-Massage? Es ist eine nie endende Entdeckungsreise. Auch der Baumarkt und das Gartencenter können inspirierende Orte sein. (lacht) Dabei darf man mutig, aber mit Augenmaß, experimentieren und immer wieder Neues ins Repertoire aufnehmen. Dinge, die gut funktionieren, bleiben, andere werden angepasst oder verschwinden wieder. Es geht darum, immer wieder zu schauen, wo der oder die andere in seinem/ihrem persönlichen Erleben gerade ist. Was funktioniert gut oder was nicht und dann ggf. sofort reagieren. Inzwischen nutze ich z. B. neben Niedertemperaturkerzen auch Kerzen, die nochmal eine deutlich niedrigere Schmelztemperatur haben.

Welche Menschen kommen zu dir in die professionelle BDSM-Massage? Welche Wünsche und Fantasien bringen sie mit?

Einige kommen mit Angst oder Vorbehalten bzgl. BDSM, haben aber dennoch eine gewisse Neugier. Es kommen Gäste, die entweder völlig unerfahren sind und sagen, dass sie erste BDSM-Erfahrungen in einem geschützten Rahmen machen wollen. Gerade bei den „ersten Gehversuchen" schafft es eine Sicherheit, wenn der Empfänger die BDSM-Massage jederzeit aktiv mitgestalten kann. Genauso kommen Menschen, die lange aus der Szene raus sind und nun schauen wollen, ob BDSM noch ihr Ding ist. Es gibt Menschen, die negative Erfahrungen mit Seilen / Fixierung, teilweise in Verbindung mit Ohnmacht und Übergriffen, gemacht haben, und nun eine neue, positive Referenzerfahrung machen wollen.

Manche sind in der BDSM-Szene an weniger verantwortungsvolle Spielpartner geraten und wünschen sich eine positive, achtsame Erfahrung. Bereits im Vorgespräch schauen wir gemeinsam, was jemand erleben will und vor allem wo die Grenzen sind

Dann gibt es natürlich Gäste, die bereits Erfahrungen mit Tantra-Massagen haben und schlicht neugierig sind auf etwas Neues. Da stehen dann eher Spaß, Lust und Neugier an Tantra-Massagen in Kombination mit BDSM als besondere, sinnliche Erfahrung im Vordergrund.

Die meisten Menschen, die in eine BDSM-Massage kommen, sind sehr klar mit ihren Wünschen. Sie wissen oft ziemlich genau, was Sie wollen und was nicht. Ich lade die Menschen dazu ein, ganz frei über ihre Fantasien und Bedürfnisse zu sprechen und dann schauen wir, ob und wie wir diese umsetzen können.

Beobachtest du Unterscheide zwischen Männern und Frauen?

Ich tue mich schwer etwas zu verallgemeinern. Wobei ich schon sagen würde, dass Frauen oft einen höheren Schmerzreiz vertragen und meist deutlich konkreter sind in dem, was sie erleben wollen und was nicht. Männer lassen sich i.d.R. gerne mal überraschen und schauen einfach, was kommt, da geht's dann eher um Abenteuerlust und ums Feiern der eigenen Lust. Letztlich gibt es aber vermutlich alle Kinks und Intensitäten bei allen Geschlechtern. Auch wenn ich noch keine Frau mit Fetisch auf Männerfüße getroffen habe. (lacht) Das ist halt für mich so spannend, dass jeder Gast absolut einzigartig ist und wir gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen können.

Gibt es auch persönlichen Spaß, wenn du die “dominante Rolle” im professionellen Rahmen anbietest? Wie unterscheidet sich der “private Don” vom
Profi?

Ich würde es, sowohl privat als auch professionell, nicht machen, wenn es mir keinen Spaß machen würde, nur dass ich im professionellen Setting das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann. In der professionellen Massage stimmen wir vorher genau ab, was passieren soll und was nicht, dabei geht es nicht um meine eigene Lust. Ich begleite die Lust der empfangenden Person und realisiere im Rahmen meiner Grenzen und Möglichkeiten die Wünsche. Die Gäste können erstmal fast alles mitbringen, wie zum Beispiel einen bestimmten Fetisch, der ausgelebt werden möchte; das kann bspw. das Tragen von Nylonstrümpfen während der Massage sein. Solche Dinge dürfen angesprochen werden und dann schaut man zusammen, ob und wie sich das realisieren lässt. Diese bunte Vielfalt finde ich großartig und ich bin sehr dankbar, dass Gäste mir diese sehr intimen und authentischen Einblicke gewähren.

In privaten BDSM-Sessions hingegen darf ich meiner Lust natürlich folgen. Da geht es dann eher um gemeinsame Vorlieben, die mit- und aneinander ausgelebt werden dürfen.

Wie schaust du auf unsere sexuelle Kultur und Bildung, mit all

Diesen Erfahrungen aus der Tantra-Massage und BDSM?

Ich denke, es hat sich in den letzten Jahren einiges getan.

Mehr Offenheit, mehr Neugier, mehr Aufgeklärtheit.

Zum Beispiel ist die Erkenntnis, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, stärker in der Gesellschaft angekommen. Ich kann mich heute viel einfacher und schneller informieren und vernetzen - via Internet oder bei verschiedenen Gruppen, Stammtischen etc. - als das damals in meiner „Findungsphase" der Fall war.

Es kommt aber auch darauf an, in welchen Bubbles man sich bewegt. In manchen gesellschaftlichen Kreisen scheint es, so ist meine Beobachtung, auch wieder deutlich konservativer geworden zu sein. Vielleicht kann man sogar sagen, dass es eine gewisse Frontenbildung gibt und wir die Aufgabe haben, die Dinge, auch wenn sie noch so gegensätzlich scheinen, wieder stärker zusammenzuführen - ein integralerer Weg.

Was mich immer wieder sehr berührt ist bspw. auf Fetisch- oder BDSM-Partys zu sehen, wie entspannt ganz unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Kinks zusammen feiern. Sie werden so angenommen, wie sie gerade da sind, selbst wenn die Vorlieben noch so abgefahren sind. Das liebe ich. Ich muss jemanden oder etwas nicht zwingend mögen, kann aber dennoch einen respektvollen Umgang finden.

Ich wünsche mir, dass wir mutiger werden uns zu zeigen; dass wir uns erlauben, immer häufiger unsere gesellschaftlichen Masken abzulegen, auch wenn das

für einige bedeutet eine schwarz glänzende Maske aufzusetzen. (lacht)

Das Interview führte Franny Berenfänger,
(im Artikel unter dem Pseudonym „Hans“.)